Nachteile durch strafbasiertes Training
Lerntheoretische und emotionale Aspekte im strafbasierten Training
Ich möchte zuerst erklären, was im strafbasierten Training lerntheoretisch und emotional im Tier vor sich geht. Die Nachteile ergeben sich dann wie von selbst.
Vielfältige unangenehme Reize
Im strafbasierten Training geht es darum, unerwünschtes Verhalten durch unangenehme Reize zu unterdrücken. Das Tier möchte diese unangenehmen Reize natürlich vermeiden und dadurch kommt es zu einer „schnellen“ aber oft nicht langanhaltenden Symptombekämpfung. Diese Reize reichen von zischenden Lauten über körperliche Bedrängung bis hin zu schreien, schimpfen, erschrecken, Leinen/Seil rucken, das Werfen von Gegenständen, touchieren, würgen, schlagen, zwicken und wegdrücken. Auch dazu gehört die reine Androhung dieser Reize. Leider liesse sich diese Liste endlos fortführen.
Nur eine Symptombekämpfung
Wenn wir Verhalten nur unterdrücken, wird die Ursache davon weder gefunden noch dauerhaft behoben. Dies führt in diesem Moment nur zu einer „schnellen“ Symptombekämpfung. Um diese aufrechtzuerhalten, müssen die unangenehmen Reize immer wieder wiederholt und oft sogar stärker ausgeführt werden.
Stress, Angst und Hilflosigkeit
Die Anwendung solcher Reize versetzt das Tier in Stress, Angst und nicht selten in eine Hilflosigkeit. Diese Hilflosigkeit beim Tier resultiert aus seiner begrenzten Fähigkeit logisch zu denken. Es weiß nicht automatisch, was es anstatt des Fehlverhaltens tun soll. Im strafbasierten Training wird selten darauf eingegangen, was das Tier für ein Verhalten anstattdessen zeigen soll. Für das Tier entsteht ein Teufelskreis, der immer wieder im Gefühl der Angst und Hilflosigkeit endet.
Lernhemmung durch negative Emotionen
Stress, Angst und Hilflosigkeit hemmen nachweislich das Lernvermögen im Gehirn, da es der neuronalen Vernetzungsaktivität entgegenwirkt. Der Oxytocin- und Serotoninhaushalt wird durch das permanente strafbasierte Training nachhaltig gestört. Daher erfolgt das Lernen im strafbasierten Training entweder meist nur sehr langsam oder überhaupt nicht. Meistens wirkt das Tier einfach nur eingeschüchtert, unterwürfig, was wiederum in der Gesellschaft als „brav“ deklariert oder angesehen wird.
Psychische Belastungen und Depressionen
Diese negativen Emotionen können, ähnlich wie beim Menschen, zu psychischen Belastungen und Depressionen führen. Die schlimmsten Auswirkungen von strafbasiertem Training sind Traumata und Zwangsstörungen. Diesen psychischen Belastungen folgen meist noch mehr Fehl- oder Problemverhalten.

Fehlverknüpfungen und neue Verhaltensprobleme
Wenn ein Tier einen unangenehmen Reiz erfährt, verknüpft es diesen mit den aktuellen Sinneseindrücken. Das kann zu Fehlverknüpfungen führen, da wir nicht wissen können, was das Tier in diesem Moment des unangenehmen Reizes sieht, hört und riecht. Dadurch entstehen oft neue Fehl- oder Problemverhalten und oft sogar eine Verschlimmerung der bereits vorhandenen Probleme.
Belastung der Mensch-Tier-Beziehung
Ein erheblicher Nachteil in dieser Art zu trainieren besteht darin, dass der Halter, der diese unangenehmen Reize anwendet, ständig mit den Emotionen Angst, Stress, Schmerz und Hilflosigkeit verknüpft wird. Es bedarf von mir keiner weiteren Erklärung, dass dies keine gute Grundlage für eine harmonische und vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Tier ist.
Abstumpfung und erlernte Hilflosigkeit
Tiere, die so trainiert werden, schalten oft ab, eine erlernte Hilflosigkeit entsteht. Die erlernte Hilflosigkeit bedeutet, dass sie gelernt haben, den unangenehmen Konsequenzen nicht entkommen zu können. Sie sind ausgeliefert und lassen es somit einfach über sich ergehen.
Funktioniert trotz Nachteile
Die Tiere die so trainiert werden, reagieren oder funktionieren nur, weil sie die unangenehmen Konsequenzen fürchten und sie vermeiden wollen. Ich muss leider zugeben, dass diese Art von Training auch „funktioniert“, aber nur mit den vielen Nachteilen, die man, ohne es zu wollen, immer mitnimmt. Diese Lerngesetze/Naturgesetze habe ich nicht erfunden. Sie wurden alle durch wissenschaftliche Studien erforscht und belegt. Diese Gesetze wirken immer, ob man es möchte oder nicht.
Bessere Alternative im Tiertraining
Stressfreies Training ist aktiver Tierschutz, den jeder von uns betreiben kann. Tierschutz beginnt somit beim eigenen Tier. Es gibt eine gute Alternative im Tiertraining, in dem wir auf all diese aufgelisteten Nachteile verzichten können. Die Arbeit mit Fokus auf die positive Verstärkung. Dabei geht es für das Tier darum angenehmes zu erreichen anstatt unangenehmes zu vermeiden. Lies gerne mehr warum wir den Fokus auf der Arbeit mit positiver Verstärkung legen.
„Gewalt hat ihren Ursprung dort, wo Wissen aufhört und Verzweiflung ihren Anfang nimmt.“